Charisma ist erlernbar
Bei erfolgreichen Unternehmern und anderen Persönlichkeiten, „die es geschafft haben“, fällt mir eine weit verbreitete Gemeinsamkeit auf. Viele von ihnen sind charismatisch. Sie haben eine enorme Ausstrahlung, entfalten Wirkung. Diese Menschen können andere nicht nur mit Leichtigkeit überzeugen, sie begeistern regelrecht. Also habe ich mich gefragt: Kann ich das auch?
Ja, ich kann! Charisma ist nämlich nicht unbedingt eine angeborene Superkraft. Charisma ist erlernbar. Selbst wenn ich mich eher als zurückhaltend beschreiben würde. Es passt sogar sehr gut zusammen. Charismatische Menschen inspirieren und motivieren und sie sind oft gute Zuhörerinnen. Sie haben auch ohne viele Worte eine große Strahlkraft. Auch mit einer “leisen” oder bescheidenen Persönlichkeit kann ich strahlen und andere Menschen begeistern.
Insbesondere als Führungskraft hilft es mir, Charisma zu entwickeln. Es hilft mir dabei, Menschen im positiven Sinne zu beeinflussen – denn nichts anderes bedeutet Leadership. Als Leader möchte ich mein Team begeistern und motivieren, unsere Vision zu realisieren und unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen.
Was kann ich konkret tun, um charismatischer zu werden?
Ich stärke mein Charisma – so wie bei jeder anderen erlernbaren Fähigkeit auch – durch Anpassungen in meinem Verhalten und durch viel Übung.
Kommunikation spielt dabei eine wesentliche Rolle. Um zu begeistern und zu motivieren verwende ich eine positive Sprache. Statt Aufforderungen wie du musst oder dem unkonkreten man sollte mal, gebe ich meinem Gegenüber die Gelegenheit zu können und zu dürfen. Ich versuche zudem weitgehend auf das Wörtchen aber zu verzichten. Es stellt alles was davor kam vollkommen in Abrede: “Super Ergebnis, aber beim nächsten Mal solltest du besser XY tun”. Besser formuliere ich es mit einem und oder noch besser, ganz ohne aber: “Super Ergebnis. Wenn du beim nächsten Mal noch mehr XY machst, wird es noch besser”.
Viele erfolgreiche Leader nutzen die Kraft der positiven Sprache auch um ihre Vision zu beschreiben. Sie sprechen von dem, was sie erreichen wollen und wie die Welt sein wird. Sie beschreiben einen konkreten Weg in wenigen einfachen und positiven Worten. Wie wird sich die Welt verbessert haben, wenn wir unsere Vision in den kommenden Jahren gemeinsam erreicht haben?
Die Kraft der Psychologie
Charismatische Personen können zudem gut Rapport aufbauen. In der Psychologie ist das eine empathische Verbindung oder positive Beziehung zwischen Menschen. Ein einfaches Lächeln kann bereits Wunder bewirken. Meine Laune als Führungskraft und Vorbild überträgt sich automatisch auf Menschen um mich herum. Mit einem Lächeln übertrage ich positive Energie in jedem Meeting, in jedem Gespräch, in jeder Videobotschaft. Die Stimmung ist sofort eine völlig andere. Das gleiche gilt für Aufgeschlossenheit und ehrliches Interesse an meinem Gegenüber. Ich höre öfter zu und merke mir die kleinen Details, die mir Menschen erzählen. Ich hake nach und gehe auf ihre Situation ein. Ich schenke ihnen Aufmerksamkeit.
Eine starke Wirkung hat zudem Körpersprache. Ich passe mich der Körpersprache meines Gesprächspartners an, wähle zum Beispiel eine ähnliche Gestik und Mimik. Was ich nicht mache, ist plumpes Nachahmen. Es geht eher darum, Verständnis durch Körpersprache zu zeigen. Wenn zwischen Menschen “die Chemie stimmt” beobachte ich oft, wie sie eine ähnliche Körperhaltung einnehmen. Es zeigt, “ja, ich sehe es genau. Ich stimme dir zu.” Dies kann ich bewusst steuern, um Rapport aufzubauen. Generell habe ich gelernt: Die Flexiblere führt. Das heißt, dass ich vieles bewusst steuern kann, wenn ich mich flexibel an das Verhalten, die Präferenzen und die Persönlichkeit meiner Teammitglieder anpasse. Auch dazu hilft es mir, meinen Kolleginnen zuzuhören und sie kennenzulernen. Vor allem darf ich mir selbst bewusst sein: Wer bin ich? Was möchte ich erreichen? Wofür stehe ich? Und: Wie verhalte ich mich? Selbstbewusstsein scheint also ein wichtiger Teil von Charisma zu sein.
Charismatisch = Manipulativ?
Nun kann ich mir die Frage stellen: Ist das nicht manipulativ? Immerhin sind auch Bösewichte oft charismatisch und genau das macht sie so gefährlich. Die Gefahr, zur dunklen Seite der Macht überzutreten, löst sich auf, wenn ich mich an eine einfache Regel halte. Ich bringe niemanden dazu, etwas zu tun, was er nicht möchte. Als Leader helfe ich Menschen dabei ihre eigenen Ziele umzusetzen und unterstütze sie, das zu tun, was die Person ohnehin tun oder erreichen will – nur bisher noch nicht getan hat. Meine Intention bleibt immer positiv und ich teile sie offen mit. Keine hidden agenda.
„Ich bin einfach nicht so der charismatische Typ“ ist also ein limitierender Glaubenssatz – eine einschränkende Überzeugung, die mich lediglich zurückhält, charismatisch zu sein.
Wenn ich Charisma erlernen möchte, brauche ich keine Angst davor zu haben, nicht „authentisch“ zu sein. Denn das bin ich automatisch, solange ich meinen eigenen Werten, meiner Vision und meinem Purpose treu bleibe. Charismatisch zu sein, ist also eine Entscheidung, die ich treffen kann.
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